Der Filter ist schon drüber gelegt, nie war das Wasser ocean blue. Ein unverfroren verstellter Schnappschuss, jedoch, im Moment des Auslösens, mitunter wahr. Dabei nicht übertragbar: stoische Böen, wirbelnder Salzgeruch und die Intensität der Sonne.
Wie der Fördewind die Frisuren beutelt; waagerechte Falten, die an den Brillengestellen der Fahrgäste stranden. Jemand war Kitesurfen, ein dunkelblaues Board liegt einsam auf einer der roten Außen-Sitzbänke der Fähre. Laboe, Falckenstein, Möltenort – wo es ein- und auszusteigen gilt, weiß der Gast. Durchsagen gibt es keine, die Fähre schwenkt sich an die Anlegestellen heran, der Bremsvorgang macht kribbelig. Im Innenraum der Fähre sitzt ein bläulich gekleideter Mitarbeiter hinter einer holzvertäfelten Theke und wartet darauf, dass ihm Filterkaffee und Mars-Riegel abgekauft werden. Es gibt Kuchen und die gepolsterten Sitzbänke muffen freundlich.
Ein als Matrose gekleideter Mann wirft an den Stegen feste Seile um dicke Poller. Er kassiert den Aufpreis. Es klickt der Stempelautomat, an Bord gibt es hektisches Treiben um verbliebene Plätze.
Der Fernsehturm am Ende der Förde ist von Weitem zu sehen und was auf der Hinfahrt die sinnbildliche Öffnung in die Ferne war, ist auf dem Rückweg zur Nostalgie verkommen. Man geht nicht den gleichen Weg zurück, die Fähre macht eine Ausnahme. Lullend schwappt das Wasser an den Seiten des Schiffs. Eine schönere Fortbewegungsart gibt es nicht, Alteingesessene belächeln den Pathos milde.
Um zu sich zu kommen, hilft es, in den Wald zu gehen. Oder einmal mit der Fähre von Kiel nach Laboe und zurück zu fahren. Beim Aussteigen: kein Wanken. Der Steg ist lang genug. Und vielleicht kommt sogar ein Bus.
Erstveröffentlicht auf Stadtnotizen.