»leninisstillaround.com« ist auf einem Sticker zu lesen, der an einer alten Sicherheitstür klebt. Die Tür befindet sich im Sockel einer 20 Meter hohen Bronzeskulptur, es ist die größte der Stadt.
Die Stufen zum Denkmal für die revolutionären Matrosen sind aufgesprungen, Graffiti und Gestrüpp dominieren das Areal. Bauzäune stehen verloren auf dem Platz, die Sonne macht das Relief stumpf und die Glasscherben zwischen den unebenen Bodenplatten zu kleinen Schätzen. Auf der Warnow treiben Schwäne und Dosenbier, an der Promenade zur ehemaligen Neptunwerft studieren zwei ähnlich aussehende Mädchen Tanzschritte ein. Hinter ihnen verstellen Neubauten kubenhaft den Blick zum Meer, Baukräne stehen still. In einem Artikel über die Sanierung des Denkmals habe ich gelesen, dass eine Leiter und das Originalgerüst im Inneren der Skulptur gefunden worden seien. Seit der Installation müssen sie dort gestanden haben, seit 1977. Ich besteige das Denkmal, stelle mich neben das aufgetürmte Gestein und die nackten Männer, die noch immer Geschichte zelebrieren sollen; von hinten sieht es aus, als ob der runde Po des einen Matrosen von den Trümmern unweigerlich nach vorne geschoben werden würde. Ich mag die Form seiner Oberschenkel, und auch seine nach hinten gestreckte Hand. Autos rasen am brachliegenden Denkmal vorbei, der Wind kommt vom Wasser, auf dem Dach des Spielcasinos gegenüber sitzt ein scheinbar gold glänzender Terminator.
14:59 Uhr
Rostock, Kabutzenhof