Am Morgen fahren sie im Tross, eine Critical Mass aus Arbeitsamen, die sich selbst verrät, sobald jemand aus der Reihe tanzt. Die Überquerung der vierspurigen Bundesstraße vor der Siegessäule: survival of the fittest.
Abbiegen am Potsdamer Platz: »Kannste dich mal schneller entscheiden, wo’s langgehen soll?!« Am Ku’damm: Selbst die Busse hupen. Vor der Gedächtniskirche springe ich ab vom Rad, hör auf, mich zu drehen und warte auf die Abendsonne, von der ich hoffe, dass ihre Strahlen mich trennen werden von der Stadt und dem Leben, auf das man vorbereitet sein muss, zumindest hier, und von dem ich mir wünsche, das es zu einem egalitären Draußen wird, einem solidarischen Geh-mit-mir-aber-bleib-aus-mir; die Strahlen nunmehr in Funktion einer Jalousie. Aber selbst auf die Sonne ist kein Verlass. Ich harre aus, bis das Licht kühl geworden ist und die Straßen leer. Dann fahre ich los, umrunde Kreisel, hüpfe über Kopfsteinpflaster. Ich rufe und schreie und bin das, was ich tagsüber nicht traue zu sein: meine eigene Critical Mass.