Er hat Bedenken, sie keine Lust. Keine Lust auf Verhandlungen. Auf seine gelebten Qualen, seine froschige Stimme, sein bewusst-unbewusstes Spiel mit dem Körper, abgefertigt zum quäkenden Sprachrohr, Medium des eigenen Leids. Die rechte Hand krallt sich haltsuchend in den linken Oberarm, die Haut schimmert eierschalenweiß und die Konsistenz seines Fleischs ist – auch aus der…
Read moreSchlagwort: Kartografie des Alltags
In den Furchen fehlender Berührungen
Die Welt ist fliederfarben träge, Explosionen in Slowmotion, sagt da eine am Bundesratufer. Gebeugt auf Stöcken, die Arme ineinander gehakt, riecht ein faltenknautschiges, rundliches Paar mit demonstrativ geschlossenen Augen – und fällt, und vergeht, im süßlichschweren Strauch. Kann keene Maske tragn, sagt einer am Handy. Krieg keene Luft, hab doch vielleicht Asthma. Wie jetzt? Na,…
Read moreHeute ein Eis
Die Türen sind geöffnet, sperrangelweit. Kleine Glocken klingeln fein und Passanten lachen erregt ins innere Offen: Du auch wieder hier? Toi toi toi. Wir gucken nur. Heute Eis, morgen dann vielleicht mal nen Kaffee. Vorgestern saßen wir noch auf Jochen’s Bank und fragten uns, wann es sein wird, wann es uns wieder trifft, das Leben,…
Read moreKleine Welt
Zeitkapsel
HRO/Kabutzenhof, 4. April
Fliegende Fische
»Alles im Leben hat seine Zeit« ist in schwarzem Graffito auf der Fahrerseite des Autos zu lesen, das auf einer eingezäunten Brachfläche neben der S-Bahn-Haltestelle Marienehe steht. Vermutlich ist es ein Ford Capri, zweite Generation. Das Metallic Grau schon abgestumpft; von der langen Schnauze über das flache Dach bis hin zum kurzen Heck ziehen sich…
Read moreWochenendeinkauf
Frühlingsgefühle
»Das zerstörte Nest« von Rabindranath Tagore gibt es heute für vier Euro. Es liegt auf dem »Reduziert«-Stapel draußen vor dem Antiquariat. Zum ersten Mal seit Monaten wärmt die Sonne Kopf und Körper, Mützen werden weggepackt, und auch die Handschuhe. Noch ist Winter, aber heute lädt das Wetter zum Bummeln ein.
Read more12:54 Uhr, Essen Museum Folkwang
Stille, ein Gefühl des Aufgeregtseins, des Entrücktseins, des Dort-, nicht des Hierseins. Lesesaal, Ruhesaal. Möbel im Bauhausstil, klare Farben, zurückgenommen; niemand da. Das Surren einer Anlage, scheinbarer Wind, Zäsur; das Knarzen des Stuhles beim Hinsetzen, Zurücklehnen.
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