Baum, sagt das Kind. Baum, wenn es einen Baum sieht. Baum, wenn es mehrere Bäume sind. Baum, wenn sich dahinter ein Pferd verbirgt. Baum, wenn es das Wort für Pferd nicht schafft. Baum, wenn es zu viel sieht, was grün ist. Baum für den Himmel. Baum für die Befriedigung, etwas gesagt zu haben, was leicht…
Read moreSchlagwort: Stadtjournal
29. Januar 2023
Sie trägt die Bommel rechts und links. Die Mütze ist rosafarben, alles andere dunkel gehalten. Taillierte Daunenjacke, Leggings, hochgezogene Adidas-Socken, Nike-Schuhe, zwischen dem linken Zeige- und dem linken Mittelfinger eine brennende Zigarette. Der Arm gerade zum Körper, die Hand ausgeklappt, ein kleiner, kokelnder Flieger. Über der rechten Schulter eine Handtasche mit kurzem Griff. Zuerst aber…
Read more1. Januar 2023
Er ist nur noch in zwei Dimensionen vorhanden, von oben sieht es aus, als habe er erst kürzlich den Versuch aufgegeben, auf der Stelle zu laufen – oder fort. Zwei Polizisten knien neben ihm, durchsuchen seine Jacken- und Hosentaschen, auf dem Trottoir liegen schon Schlüssel und Portemonnaie. Vorsichtig lehne ich mich aus dem Fenster. Ich…
Read moreÜber die Brücken einer bebenden Stadt
Misanthropisch beschwipst, ich sage spaßbefreit, und wieder jemand, der sich wünscht, sich in mir sehen zu können. Dabei auch wieder ich, die den goldverzierten Spiegel sucht im anderen. Ich kenn dich doch, sagt er und zerrt an meinem Haar. Wir kämpfen im Abstand um Nähe. Wir bluten, wir zeigen blitzblank geputzte Zähne. Vielleicht bist du…
Read moreFenster zum Hof
Er hat Bedenken, sie keine Lust. Keine Lust auf Verhandlungen. Auf seine gelebten Qualen, seine froschige Stimme, sein bewusst-unbewusstes Spiel mit dem Körper, abgefertigt zum quäkenden Sprachrohr, Medium des eigenen Leids. Die rechte Hand krallt sich haltsuchend in den linken Oberarm, die Haut schimmert eierschalenweiß und die Konsistenz seines Fleischs ist – auch aus der…
Read moreIn den Furchen fehlender Berührungen
Die Welt ist fliederfarben träge, Explosionen in Slowmotion, sagt da eine am Bundesratufer. Gebeugt auf Stöcken, die Arme ineinander gehakt, riecht ein faltenknautschiges, rundliches Paar mit demonstrativ geschlossenen Augen – und fällt, und vergeht, im süßlichschweren Strauch. Kann keene Maske tragn, sagt einer am Handy. Krieg keene Luft, hab doch vielleicht Asthma. Wie jetzt? Na,…
Read moreDu mit deinem alten Gesicht
Manchmal denke ich noch an dich und dein Fahrrad, das nostalgisch Schwarze, für das du dich entschuldigtest, jedes Mal, wenn wir uns trafen und ich nicht verstand, du hattest dich doch einmal entschieden dafür und wenn es für den Abschied noch nicht so weit war, warum solltest du es bereits öffentlich beklagen, dich suhlen in…
Read moreHeute ein Eis
Die Türen sind geöffnet, sperrangelweit. Kleine Glocken klingeln fein und Passanten lachen erregt ins innere Offen: Du auch wieder hier? Toi toi toi. Wir gucken nur. Heute Eis, morgen dann vielleicht mal nen Kaffee. Vorgestern saßen wir noch auf Jochen’s Bank und fragten uns, wann es sein wird, wann es uns wieder trifft, das Leben,…
Read moreDer Rhythmus einer großen Stadt
Kannst du’s hören?Spürst du es?Das leise Zittern in der LuftIn der Stille dieses RaumsEin Puls der durch die Wände gehtEin Sturm der um die Häuser wehtEs pocht, es flackert, stockt und rastDer Rhythmus einer grossen Stadt – Rhythmus Berlin Kante: Der Rhythmus einer großen Stadt (Prolog) in: Kante Plays Rhythmus Berlin, Edition Kantine 2007.
Read moremoabiter feierabend
am morgen lecke ich dein müdes haupt, ich bin dir tier in guter kleidung was soll ich denn anfangen mit mir, sagst du. denn, sagst du, wenn ich nicht arbeite, dann sitz ich nur rum. dann sitz ich zuhaus und komm ins denken. ins denken komm ich und ins sehnen. du, sagst du, man sehnt…
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