Wieder greife ich in die Kiste der Erinnerung, mittlerweile eine angenehme Routine, es hat auch länger schon etwas Genussvolles. Etwas, ohne das ich mir nicht mehr vorstellen kann, den Tag zu verbringen. Wenn es mal leer ist in meinem Kopf, keine Szenen fühlbar und auch nichts, was es sonst zu durchdenken gäbe – keinen Bruch in der tatsächlich anzutreffenden, erlebbaren Welt, kein Drama im Draußen – bin ich fast schon beleidigt über mich selbst. Das belustigt mich. Ich denke an Katja Oskamps Heiterkeits-Begriff (»Die vorletzte Frau«).
Munter modelliere ich die Räume meiner Erinnerungsbilder, setze das Licht, ordne Gesehenes, Gesagtes, Getanes an, drehe, drücke und kneife die Figuren – und sehe zum ersten Mal die feinen Fäden an Köpfen, Schultern, Ellbogen, Händen, Hintern, Knien und Füßen. Ich halte inne. Ich schaue aufs Papier.
Ist das der Wendepunkt?
Der Floskel-strapazierte Zahn der Zeit, jener, der Erinnerungen hölzern macht, ihnen die Deutungshoheit nimmt, und mich von der Marionette zur – was? – Spielleiterin befördert?