Fremde Tiere streifen durchs Gebälk. Komm und hol‘ mich.
Vor einem Café ist die Unterhaltung zweier Männer zu hören, sie sprechen mit amerikanischem Akzent. Die Sonne tut ihr Bestes, um sie zu übertönen, der Flat White vor mir auch. Ich setze die Sonnenbrille auf und lasse mich in den Stuhl sinken, den Mantel geöffnet, die Unterarme zu beiden Seiten abgelegt, den Bauch obszön nach vorne gestreckt – so falle ich gleichzeitig auf und nicht auf. Ich bin Schrödingers Kiez-Katze. Ich rekle mich, und höre und höre nicht, was hinter mir gesprochen wird.
Power comes from connection with powerful people, sagt der eine.
Power can be given or taken, macht er weiter.
Giving power is better than taking it, resümiert er.
Die Sätze sind instagrammable, der Inhalt schön dumm-leer. Der andere drückt hülsenhaft seine Zustimmung aus als vergebe er Likes. Dann geht es weiter: von Power zu Money. Money käme von den powerful people, die lieber gäben als nähmen. Der andere spricht mit bedeutungsschwerer Stimme von seinen Studies und welche fundamentalen Fragen er sich mittlerweile stelle, über sich, seine Umwelt, die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wissen käme auch von den powerful people, antwortet der erste.
Mein gleichzeitiges Unbeteiligt-Beteiligt-Sein ist vorbei. Ich stelle mir vor, aufzuspringen, den Tisch zwischen den beiden mit einem Ruck hoch zu heben und umzuwerfen und während die Steingut-Kaffeetassen auf den Asphalt poltern, um dann suppenbraun auszukullern, dem mit dem geringeren Rede-Anteil zuzurufen: Run! Run as fast as you can! Mein schwarzer Mantel wehte Wolverine-esk, mein Blick wäre Schicksal-herausfordernd kalt.
Nun sagt der, aus meiner Sicht notwendigerweise zu Rettende, aber leider etwas total Bescheuertes, genau so einen Ein-Satz-Quatsch wie der andere zuvor, im Ton auch genau so Intelligenz-beleidigend und ich denke: Ja, gut, lohnt sich nicht.
Dann sitze ich zu lange in der Sonne, werde zu rot im Gesicht, esse über satt hinaus und gehe nicht zum Sport. Komm und hol‘ mich.