Schlagwort: Alltag
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Motte
In der Nacht liege ich wach. Eine Motte sucht das Licht. Sie hat sich die Tapete über dem Kopfteil des Bettes ausgesucht dafür. Mondstreifen dekorieren die Wand
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Silo
Der Bernstein-flirrende Spiegel ladet die Hüften aus, macht die Taille spitz und den Bauch zum voluminösen Gefäß. Ach huch, so ist das nun
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Hilfe
Plötzlich wollen wir einen Berg erklimmen, hier soll es golden schimmern um uns; gingen wir in den Wald, so trügen wir eine Silberlegierung. Unsere Decken schweben der Kühlung wegen einen Meter über dem Boden
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Zaun
Auf das krause Haar den Hut, der Sehnsucht ruft. Raus in die Stadt und schau! Da sitzen sie noch alle vor ihren Hütten, an herausgetragenen Holztischen, auf dazu gewürfelten Sitzgelegenheiten, mit Karaffen voll Wein – auf dem Bürgersteig
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Putz
Der Mörtel kommt ihm aus dem Oberarm, mit Wucht platziert er ihn neben dem Kopf des Maurers. Der zieht die Kartätsche über den frischen Putz, glättet die aufgeschlagene Masse mit dem Reibebrett
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Stille
Manche gleiten. In Schlaghosen, über den Asphalt, durch die Einkerbungen regennasser Straßenübergänge. Im Zug trifft sich zufällig ein Paar. Sie fassen sich an den Händen, am Oberarm, am Hinterkopf. Sie schauen sich in die Augen und sind merklich froh über das zufällige Finden
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Wange
Im Zufall angekommen, kleinschrittig durch den Kiez. Starte ich morgens vor sieben, bin ich bekannt. Aktentasche, Hund, das Kind. Es gibt angehängte Lebensentscheidungen und Gründe dadurch, so früh unterwegs zu sein. Und doch ist es etwas Ungewöhnliches, hat es etwas Unerhörtes – in diesem Kiez
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Vergehen
mir die Schreibhand kartografieren während beim Sprechen die falschen Worte meine Sätze beenden montags vor der Kamera
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Baum
Baum, sagt das Kind. Baum, wenn es einen Baum sieht. Baum, wenn es mehrere Bäume sind. Baum, wenn sich dahinter ein Pferd verbirgt. Baum, wenn es das Wort für Pferd nicht schafft